Evangelium verkünden – hier und jetzt

Liebe Leserin, lieber Leser

 

Bischöfin Mariann Budde ist eine mutige Frau. Sie hat die Predigt zum Amtsantritt von Donald Trump gehalten. Dabei hat sie das Evangelium verkündet. Ganz klar und deutlich. «Ein Appell, Herr Präsident», hat sie gesagt. «Millionen Menschen setzen ihr Vertrauen in Sie… Ich bitte Sie, barmherzig zu sein mit jenen, deren Kinder fürchten, die Eltern würden abgeschoben und denjenigen zu helfen, die aus Kriegsgebieten oder vor Verfolgung fliehen. Gott lehrt uns, Erbarmen zu haben mit Fremden. Wir alle waren einst Fremde in diesem Land».
Man sah in den Gesichtern von Trump und Vance, dass sie den Gottesdienst am liebsten verlassen hätten. Es sei kein guter Gottesdienst gewesen, sagte Trump anschliessend. Das, meine ich, ist ein grosses Kompliment für die mutige Bischöfin Mariann Budde. Sie hat als Reaktion auf ihre Predigt 20’000 Dankesbriefe bekommen.

 

Was kann, darf, muss Kirche? Was heisst es, das Evangelium hier und heute zu verkünden? In unserer Landeskirche wird das unterschiedlich gemacht. Es gibt verschiedene Kirchgemeinden, die sich schwerpunktmässig für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Das tun sie beispielsweise, indem sie das Zertifikat «Grüner Güggel» erarbeiten. Der Verein oeku unterstützt dabei, den Ressourcenverbrauch zu optimieren und damit die Betriebskosten zu senken.

 

Oder: Verschiedene Kirchgemeinden bieten offene Räume an für Kaffee und Gespräche über Gott und die Welt. So sind das «Kafi 55» in Bühler, das «Café unter den Bäumen» in Herisau, das «Kafi 112» in Walzenhausen oder das «Kafi Dorf 5» in Wolfhalden entstanden.

 

Oder: Pfarrerinnen und Pfarrer vertreten Interessen von Menschen, die sich schlecht für sich selbst einsetzen können. Das tun sie als Seelsorgerinnen und Seelsorger im Gefängnis Gmünden, im Psychiatrischen Zentrum AR, im Spital Herisau oder im Bundesasylzentrum Rehetobel.

 

Oder: Wir ermutigen und befähigen Menschen, sich ihren Themen zu stellen und ihre Lebenswelt zu gestalten. Das ist der Grund, weshalb wir – zusammen mit der katholischen Kirche – die Seelsorge in der Kantonsschule in Trogen finanzieren.

 

Das alles sind Beispiele dafür, wie die Evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell und Kirchgemeinden das Evangelium verkünden. Manchmal mit Worten und manchmal mit Taten.

 

Ich möchte allen danken, die in der Kirche aktiv sind. Allen, die sich gemäss dem Evangelium dafür einsetzen, dass das Reich Gottes unter uns wachsen kann. Und ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen des Rechenschaftsberichts des Kirchenrats und der Jahresberichte. Hier entdecken Sie, wie vielfältig unsere Kirche ist. Bleiben Sie behütet.

 

Martina Tapernoux-Tanner, Kirchenratspräsidentin

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