Theologie / Kirchgemeinden
Schutz der persönlichen Integrität
Nach der Veröffentlichung der katholischen Pilotstudie wurde der Schutz der persönlichen Integrität auch in der reformierten Schweiz zu einem grossen Thema. Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS plante eine eigene Studie, die jedoch in der Synode abgelehnt wurde. Stattdessen arbeitet eine Arbeitsgruppe daran, konkrete Massnahmen zu formulieren. In der Landeskirche beider Appenzell hat die Synode beschlossen, von allen Angestellten einen Sonderprivatauszug einzufordern. Darin sind Taten aufgeführt, die das Arbeiten mit besonders schutzbedürftigen Menschen (Kinder, alte Menschen, Menschen mit einer Beeinträchtigung) verbieten. Zudem sind für das Jahr 2025 Weiterbildungen zum Thema «Schutz vor Grenzverletzungen» vorgesehen.
Digitalisierung
Die Synode hat die Einführung der neuen Buchhaltungssoftware Abacus beschlossen. Die Umsetzung dieses Projekts erfolgt 2025. Auch Kirchgemeinden können von dieser Neuerung profitieren und diese Software zu günstigen Bedingungen nutzen. Gleichzeitig steht die Frage im Raum, ob die Mitgliederverwaltung in den Kirchgemeinden zukünftig mit einer einheitlichen Software erfolgen soll. Eine Evaluation hat ergeben, dass KiKartei die beste Lösung für unsere Bedürfnisse darstellt.
Kirchgemeindebesuche
Eine Delegation des Kirchenrates besucht jährlich mehrere Kirchgemeinden, um den Puls vor Ort zu fühlen. Viele Kirchenvorsteherschaften sind sehr engagiert und organisieren Veranstaltungen für ihre Dörfer. Dennoch schrumpfen an vielen Orten die personellen und finanziellen Ressourcen. Diesen Aspekt werden wir aufmerksam beobachten.
Neue Reglemente
Zur Vorbereitung des Reglements kirchliches Leben hat die Landeskirche eine Weiterbildung zum Thema Liturgie organisiert. Diese war gut besucht. Das Reglement Personal befindet sich auf gutem Weg und wird im Jahr 2025 in die Vernehmlassung gehen.
Feier Reformationsjubiläum
Im Jahr 1524 entschied die Landsgemeinde, dass nur noch gepredigt werden dürfe, was durch biblische Texte belegbar ist – ein historischer Moment, der den Beginn der Reformation im Appenzellerland markierte. 2024 feierten wir dieses Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen. Von Frühling bis Herbst bespielten alle Kirchgemeinden ihre Kirchtürme. Es entstanden eine Kugelbahn, Lichtinstallationen sowie Vorträge zu den Kirchtürmen und bedeutenden Persönlichkeiten. Diese Feier zeigte die Vielfalt unserer Landeskirche.
Ein besonderes Highlight war das Fest in Speicher im August. Prof. Dr. Ralph Kunz referierte über die Verbindung zwischen Essen und Reformation, und Pfarrerinnen und Pfarrer traten in einem Poetry Slam gegeneinander an. Bei feinem Essen ergaben sich zahlreiche anregende Gespräche, während sich die Kinder auf der Hüpfkirche und mit Glace vergnügten.
Im November fand schliesslich die Vernissage des Buches «Wortschatz» statt, in dem unterschiedliche Personen Texte zu Bibelsprüchen in der Kirche verfasst haben.
Martina Tapernoux-Tanner, Kirchenratspräsidentin
Seelsorge
Seelsorge Spitalverbund
Im Hinblick auf die Pensionierung unseres langjährigen Seelsorgers im Spitalverbund, haben wir die 80% Stelle im Frühsommer 2024 ausgeschrieben. Ziel war es, möglichst eine Person zu finden, die an beiden Institutionen tätig sein will. Nach dem Bewerbungsprozess hat sich der Kirchenrat vorbehaltlos und mit Freude für Pfarrerin Nicole Bruderer entschieden. Ein kleines Pensum übernimmt Pfarrerin Annette Spitzenberg.
Die gute Zusammenarbeit mit den katholischen Seelsorgenden und auch den Leitungen der beiden Institutionen des SVAR war auch in diesem Jahr wertvoll.
Seelsorge Bundesasylzentrum Rehetobel
Im Konzept des Bundes gehört die Seelsorge zur Betreuung der Asylsuchenden. Obwohl wir nicht genau wissen, wie lange das Bundesasylzentrum Rehetobel offen sein wird, hat Pfarrerin Annette Spitzenberg vorbehaltlos Ja zur Stelle gesagt und sich sehr schnell eingelebt, auch in die Zusammenarbeit mit der muslimischen Seelsorgerin.
Diese neue Pfarrstelle in unserer Landeskirche war für mich auch Auslöser, mich mit den Leitlinien für die Seelsorge in Zentren des Bundes und Unterkünften an den Flughäfen zu befassen. Eine wichtige Grundlage ist die Rahmenvereinbarung zwischen fünf Schweizer Kirchen, in unserem Fall der EKS, und dem Bundesamt für Justiz und Polizei, vertreten durch das SEM.
Regelmässige Treffen auf Bundesebene ermöglichen mir auch einen wichtigen Austausch mit Kirchenräten aus Kantonen, die schon seit Jahren ein Bundesasylzentrum in ihren Landeskirchen haben.
Seelsorge Gmünden
Am Treffen 2024 mit den Verantwortlichen der beiden Landeskirchen, den Seelsorgern und der Gefängnisdirektion wurde die gute Arbeit der Seelsorgenden besonders erwähnt. Dem neuen Direktor, Urs Schindler, ist die regelmässige Teilnahme unseres Seelsorgers Pfarrer Peter Solenthaler wichtig. Auch unter Wahrung des Seelsorgegeheimnisses können allgemeine Anregungen oder Wahrnehmungen der Seelsorger zur Weiterentwicklung des Gefängnisalltages beitragen. So wünscht sich das Gefängnis eine minimale Erhöhung der Stellenprozente, damit die eigentliche Seelsorgezeit nicht beschnitten wird. Der Kirchenrat hat einem Antrag zur Erhöhung um 1,5% unter gewissen Bedingungen, im Grundsatz zugestimmt und so wurde diese Stellenerhöhung ab Juli 2025 auch im von der Synode angenommenen Budget 2025 eingestellt.
Das Kantonale Gefängnis hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und ist auch immer sehr gut belegt. Nach einer dreijährigen Versuchsphase ist es seit 2023 auch ein Frauengefängnis, von denen es in der Schweiz nur sehr wenige gibt. In der Regel sind in Gmünden rund 60 Männer und rund 25 Frauen inhaftiert.
Gmünden bietet einen Spezial- und einen Normalvollzug an, und zwar im geschlossenen und offenen Vollzug. Gmünden ist auch Kantonales Gefängnis, Untersuchungs- und Ausschaffungsgefängnis. Das macht die Stelle für Pfarrer Peter Solenthaler interessant, aber auch herausfordernd.
Evangelisch-reformierte Einzel-, Paar- und Familienberatung St.Gallen
Aus unserer Landeskirche hat die Beratungsstelle 34 Fälle (Vorjahr 37) bearbeitet. Während die Anzahl der Fälle leicht abgenommen hat, ist die Komplexität und damit verbunden die nötigen Sitzungen pro Fall eher gestiegen. Eine Erweiterung der Statistik auf die Anzahl Sitzungen / Fall wird geprüft. Insgesamt nahmen die Beratungen von einzelnen Frauen und Familien zu. Die Beratungen von einzelnen Männern und Paaren nahm hingegen ab.
Regula Ammann, Kirchenrätin
Kommunikation
Magnet und https://www.magnet.jetzt
Durch die Wahl von Anna Schindler an der Synode im Juni 2024 wurde die Redaktion unserer Kirchenzeitung Magnet vergrössert und verstärkt.
Die jährliche Sitzung der Nordostschweizer Kirchenmedien fand 2024 mal wieder im Appenzellerland, in Herisau statt.
Regula Ammann, Kirchenrätin
Bildung
Kommission Kinder Jugend Familie, KoKiJuFa
Die KoKiJuFa verabschiedete dieses Jahr ihr langjähriges Mitglied Pfarrer Markus Grieder, Urnäsch, infolge Pensionierung. Neu erhält die Kommission Unterstützung vom Sozialdiakon Marcel Panzer, Herisau. Er arbeitet in der Funktion Jugendarbeiter in der Kirchgemeinde Appenzeller Hinterland.
An der Retraite besuchte die Kommission Benevol in St.Gallen. Die Fachstellenleiterin Gaby Bürgi konnte ihr 20-jähriges Dienstjubiläum feiern. Zusammen mit der Fachstelle plant die Kommission die Themen der Weiterbildungen und Angebote der Fachstelle. Sie diskutiert die aktuellen Themen der Landeskirche im Bereich Kinder, Jugend und Familie.
Kirchliche Heilpädagogik
Unsere Landeskirche betreut drei heilpädagogische Schulen/Heime: Roth-Haus, Teufen, Lindenhof, Herisau, und die Stiftung Waldheim, Walzenhausen. Das Roth-Haus hat mittlerweile seine maximale Schülerzahl erreicht. Das hat auch Auswirkungen für den Religionsunterricht. Die Schülerzahlen sind auch im Religionsunterricht in diesem Jahr nochmals gestiegen. Die «christliche Stunde» in der Stiftung Waldheim wurde von zwei auf ein Angebot im Monat reduziert.
Ökumenischer Religionsunterricht am Gymnasium Appenzell
Im Gymnasium wird ökumenischer Religionsunterricht angeboten. Unsere Landeskirche beteiligt sich finanziell an der Stelle, die der katholischen Pfarrei St.Mauritius angegliedert ist.
Das Treffen der Kirchenvorsteherschafts-Verantwortlichen im Bereich Bildung
Im September fand das alljährliche Treffen der Kivo-Verantwortlichen mit dem Ressort Religionsunterricht statt.
Ökumenische Arbeitsgruppe Religionsunterricht AR
Die Arbeitsgruppe verabschiedete Markus Grieder von reformierter und Filippo Niederer von katholischer Seite, beide infolge Pensionierung. Neu wurde Juanita van der Wingen, Heiden, vom Kirchenrat in die Arbeitsgruppe gewählt. Sie arbeitet als Sozialdiakonin in der Kirchgemeinde Heiden.
Regula Gamp, Kirchenrätin
Diakonie
Diakoniekommission
Im Jahr 2024 hat die Diakoniekommission ihre Arbeit wieder aufgenommen. Judith Keil trat wegen Wegzug zurück und wir durften Andreas Hess, Wolfhalden, in der Kommission begrüssen. Somit ist die Kommission mit Katharina Knöpfel, Silja Schreiner, Armin Elser und Andreas Hess wieder gut besetzt. Etwas bewirken zu können ist der Kommission sehr wichtig und das Legislaturziel «Stärkung der Diakonie und Wahrnehmung der diakonischen Arbeit in der Öffentlichkeit» wurde neu konkretisiert. Die Arbeit der Kommission vom Jahr 2024 wird im Jahr 2025 sichtbar: mit Veranstaltungen, der Neugestaltung der Webseite des Diakonienetzwerks und den Berichten im Magnet.
Diakonienetzwerk
Unter der Leitung von Marianne Neff Gugger, welche das Netzwerk bis Ende Jahr führte, fanden regelmässige Zoom- Treffen statt.
Treffen der Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone
Eine alte Tradition wurde wieder aufgenommen. Zweimal jährlich treffen sich die sechs Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone der Landeskirche zum Austausch. Themen dabei sind Erfahrungen aus der eigenen Gemeinde, ein fachlicher Austausch und politische Anliegen. Ich freue mich sehr, durch diese informellen Treffen, Erfreuliches und Schwieriges mitzubekommen und teilen zu können.
Treffen der Migrationsverantwortlichen
Das gesamtschweizerische Treffen stand unter dem Thema «Menschenhandel». Dazu berichtete Alexander Ott vom Polizeiinspektorat, Bern, sowie Cornelia Zürrer-Ritter von Rahab, Fachstelle für Menschen in der Prostitution, Zürich. Beides waren sehr beeindruckende und auch beelendende Referate.
Diakoniekonferenz
Die ebenfalls gesamtschweizerischen Diakoniekonferenzen hatten verschiedene Schwerpunktthemen, wie die Studien zur kirchlichen Leistungsmessungen, wie sie Basel, Bern-Jura-Solothurn und Zürich bereits gemacht haben. Das Thema «Nachwuchsförderung in der Sozialdiakonie» wurde zusammen bearbeitet. Dieses Thema wird weitergetragen.
Im Herbst wurde eine quantitative Studie zum Thema «Diakonie in der französischen und deutschen Schweiz» vorgestellt. Hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Strukturen und dem Selbstverständnis der diakonischen Arbeit.
Diakonie Schweiz hat sich zudem ein neues Ziel gesetzt. Sie wird sich mit KI, künstlicher Intelligenz, auseinandersetzen.
Mission 21
Für die Mission 21 war es ein schwieriges Jahr. An der Geberkonferenz vom März hat sie ihre Arbeit vorgestellt und die finanziellen Probleme erläutert. Massive Geldprobleme zwang Mission 21, ihre Strukturen zu überdenken und zu überarbeiten. Sie hält am Namen fest, da der Namensteil «Mission» international gesehen nicht negativ besetzt ist.
Wir haben entschieden, Mission 21 mit einer zweijährigen zusätzlichen Geldspritze zu unterstützen.
Barbara Bruderer, Kirchenrätin