Was hat «die Kirche» zu sagen?

Liebe Leserin, Lieber Leser

 

Was hat «die Kirche» in der Gesellschaft zu sagen? «Die Kirche» sind wir alle. Also: Was haben wir zu sagen? Was ist das Besondere und Einzigartige an der christlichen Botschaft? Kirchlich engagierte Menschen setzen sich für Umweltthemen ein. Unter dem Stichwort «Bewahrung der Schöpfung» engagieren sich Menschen gegen den Klimawandel. Andere machen sich Gedanken zu Mikroplastik in den Gewässern oder zum Gletscherschwund. Aber genau das tun Engagierte von Greenpeace oder von anderen Umweltorganisationen auch. Dann ist «die Kirche» aktiv im Kampf gegen Menschenhandel. Weil – biblisch gesprochen – jeder Mensch Ebenbild Gottes ist und wir deshalb eine Würde haben, die unantastbar ist. Kirchlich engagierte Männer und Frauen setzen sich ein für Flüchtlinge, für die Einhaltung der Menschenrechte und für Menschen, die in Armut leben. Genau das machen «Amnesty International» oder das «Rote Kreuz» auch. «Die Kirche» erteilt Religionsunterricht, weil Bildung in der reformierten Kirche einen hohen Stellenwert hat. Genau wie Bildung in den politischen Gemeinden auch.

«Die Kirche» ist an vielen Orten aktiv, an denen es andere Organisationen auch sind. Von aussen ist nicht erkennbar, ob sich eine Person aus einer christlichen Motivation heraus engagiert oder ob sie ihren Einsatz als Bürger:in unserer Gesellschaft versteht. In vielen Fällen ist es wahrscheinlich den Engagierten selber nicht bewusst, ob sie als Menschen christlichen Glaubens aktiv sind oder ob sie Nachbarschaftshilfe leisten. Vielleicht ist die Unterscheidung auch gar nicht so wichtig, weil es vor allem darauf ankommt, dass sich Menschen einsetzen für unseren Planeten und für die Menschen, Tiere und Pflanzen, die darauf leben.

Trotzdem: Viele Mitglieder unserer Kirche sind in unterschiedliche Aufgaben eingebunden und gleichzeitig ist «die Kirche» in der Gesellschaft wenig sichtbar. Was haben wir als Kirche zu sagen in der Welt? Was unterscheidet uns von anderen Organisationen, die sich für Menschen und Mitwelt einsetzen? Wo ist unser Engagement einzigartig?

Das, was wir zu sagen haben, hat mit dem Menschenbild zu tun. Jeder Mensch ist von Gott geliebt. Nichts – rein gar nichts – kann diese Liebe zerstören. Das gilt im Leben, im Sterben und darüber hinaus. Und wir müssen uns nicht selber aus dem Dreck ziehen. Das hat Christus für uns getan. Wir können unser Leben also entlastet und befreit leben. Es wird keine Vorleistung verlangt, um jemand zu sein. Nicht erst dann, wenn wir etwas im Leben erreicht haben, nimmt uns Gott wahr. Gott liebt uns so, wie wir sind. Was für eine wunderbare Lebensperspektive! Wir leben auf einem Planeten, der die Handschrift Gottes trägt. Tiere und Pflanzen zeigen Gottes Kreativität. Alles, was auf der Erde lebt, ist gottgewollt.

Trotz der guten Voraussetzungen läuft im Leben nicht alles wie am Schnürchen. Auch befreite Menschen werden schuldig aneinander. Warum reagieren wir Erwachsenen nicht schneller und konsequenter auf den Klimawandel? Warum gehen Regierungen faule Kompromisse mit Unrechtsstaaten ein, wenn es um sichere Fluchtwege geht? Es ist offensichtlich: Das perfekte Leben gelingt uns nicht. Aber wir sind nicht festgelegt auf die faulen Kompromisse und die verpassten Chancen. Wir sind geliebt. Trotz allem. Und das ist eine gute Ausgangslage. Das ist es, was «die Kirche» zu sagen hat. Und das unterscheidet uns von allen anderen Organisationen.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre mit dem Jahresbericht. Tauchen Sie ein in die Vielfalt unserer Landeskirche. Und bleiben Sie behütet.

 

Martina Tapernoux-Tanner, Kirchenratspräsidentin

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