Theologie, Kirchgemeinden

In guter Verfassung – die Reformbewegung nimmt Fahrt auf

Für den Kirchenrat war das Berichtsjahr geprägt von den Arbeiten zur Reform unseres Gesetzeswerkes. Damit wir uns in guter Verfassung auf den Weg in die Zukunft machen können, sollen eine zeitgemässe Kirchenverfassung und praxisorientierte Reglemente als Wegweiser für unser Zusammenleben in der Landeskirche und in den Kirchgemeinden dienen.

 

Der Vision unseres Leitbildes gemäss wollen wir auch in Zukunft als «eine Weggemeinschaft, in der Gott spürbar wirkt und handelt» miteinander unterwegs sein.

 

Die Konsultationen

Sechzig Frauen und Männer, Jüngere und Ältere, Behördenvertreterinnen und Mitarbeiter, engagierte Menschen aus den Kirchgemeinden und interessierte Kirchenmitglieder sind unserer Einladung gefolgt und haben sich mit ihren Visionen und Anregungen, mit ihren Fragen und ihrer Kritik in den Reformprozess eingebracht. Der Kirchenrat ist ihnen allen dafür von Herzen dankbar. So sieht gelebte Demokratie aus.

 

An drei ganztägigen Sitzungen und einer Abendveranstaltung haben sich die Teilnehmenden zu Konsultationen versammelt und einen ganzen Strauss von Ideen und Vorschlägen für die Neugestaltung der Kirchenverfassung zusammengetragen. Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich in drei Themenfelder mit folgenden Stichworten aufgliedern:

 

Zusammenarbeit in der Kirche

– Zusammenarbeit und Fusionen von Kirchgemeinden fördern und unterstützen

– Sonderstatus Kirchgemeinde Appenzell vertraglich regeln

– Neues Modell Finanzausgleich als Lastenausgleich

– Möglichkeiten zur Erschliessung von neuen Finanzquellen

– Option eines künftigen Zusammengehens mit anderen Landeskirchen

 

Menschen in der Kirche

– Anstellungsbedingungen für Pfarrerinnen und Pfarrer

– Pfarrfindungskommissionen in den Kirchgemeinden

– Ordination für Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone, sowie Religionslehrkräfte

– Neuorganisation Kirchenvorsteherschaften: Mindestzahl, Co-Präsidium, Wahlprozedere

 

Leben in der Kirche

– Liberalisierung von Gottesdiensten und Amtshandlungen (Taufe, Trauung, Abdankung)

 

Und so geht es weiter

Die Ergebnisse der Konsultation fliessen nun ein in die Arbeit am Text der neuen Kirchenverfassung und der Reglemente. Eine kirchenrätliche Arbeitsgruppe entwirft den Verfassungstext, der in den nächsten Jahren seinen Weg über eine Vernehmlassung und die Behandlung im Kirchenparlament bis zur abschliessenden Volksabstimmung gehen wird.

 

Eine spannende Zeit liegt hinter uns, eine ebenso spannende Zeit erwartet uns:

Wir alle können gemeinsam unserer Kirche eine zeitgemässe Gestalt geben

Mit Gottes Hilfe wird das Werk gelingen

Darauf wir uns verlassen.

Koni Bruderer, Kirchenratspräsident

Finanzen

Spannendes 2019

2019 war ein sehr spannendes und abwechslungsreiches Jahr für die Arbeit als Kirchenrat. Die Diskussionen, Treffen und Gespräche rund um die Verfassungsrevision waren anregend, herausfordernd und zeitintensiv. Die Arbeit an der neuen Verfassung wird auch im Jahr 2020 noch interessante Aufgaben mit sich bringen.

 

Finanzen 2019

Das im Jahr 2018 überarbeitete Reglement Finanzausgleich entfaltet seine Wirkung. Die Veränderungen wirken sich positiv auf den Zentralfonds aus.

 

Im September waren die Finanzverantwortlichen der Kirchgemeinden zu einem Informations- und Schulungsabend eingeladen. Die Einleitung bestand in einer Übersicht zum Thema Buchführung und Revision. In der Folge wurden anhand eines praktischen Beispiels der korrekte Buchungsablauf für die Steuererträge erklärt und das neue Meldeformular für den Finanzausgleich vorgestellt. In diesem Zusammenhang wurde auch ausdrücklich auf die einzuhaltenden Termine für die Meldungen hingewiesen. Unter dem Titel Ausblick wurden mögliche Inhalte eines neuen Finanzausgleichs und die Weiterentwicklung der Rechnungslegung in Richtung HRM2 im Rahmen der anstehenden Gesetzesrevision erläutert.

 

Im zweiten Teil des Abends informierte Rosa Knöpfel zum Thema zentrale Personaladministration und Buchhaltung. Die Möglichkeit zu persönlichen Gesprächen beim anschliessenden Apéro wurde rege genutzt.

 

Ansonsten gab es keine besonderen Vorkommnisse im Ressort Finanzen: «business as usual». Dies wiederum bedeutet, dass mehr Zeit für die Arbeit an der Verfassungsrevision genutzt werden konnte.

Thomas Gugger, Kirchenrat

Seelsorge

Ankommen und Kennenlernen

Von der Sommer Synode gewählt, durfte ich Anfang September das Amt der Kirchenrätin Ressort Seelsorge und Ressort Kommunikation übernehmen. Der Kirchenrat arbeitet sehr strukturiert und ressortbezogen und unterstützt sich dennoch gegenseitig sehr gut. Das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen ist allen Ratsmitgliedern spürbar wichtig, was mir das Ankommen im Gremium einfach gemacht hat. Bei der Ressortarbeit war mir das Kennenlernen der Mitarbeitenden sehr wichtig, Ursula Lee-Weigel, Seelsorgerin im Spital Heiden; Michael Seitz, Seelsorger im Spital Herisau und am Psychiatrischen Zentrum AR; Peter Solenthaler, Seelsorger in der Strafanstalt Gmünden; Hajes Wagner, Seelsorger im Betreuungs-Zentrum Heiden und Heinz Mauch, Redaktor Kirchenblatt Magnet.

 

Die Vereinbarungen mit den Institutionen kannte ich aus der Zeit als Synodale. Nun war es eine grosse Freude, die Menschen und ihre Aufgaben kennenzulernen. Sie alle zusammen, als motiviertes Team geben unserer Landeskirche ein Gesicht. Die Nähe zu den Kirchenmitgliedern, verankert im Glauben, ist spürbar und tut gut.

 

Evangelisch-reformierte Einzel-, Paar- und Familienberatung

Der Synode war es immer ein Anliegen unter dem Dach der Kirche eine Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen anzubieten. Nach der Auflösung der zusammen mit dem Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden Appenzell Ausserrhoden geführten Beratungsstelle, gab die Synode dem Kirchenrat den Auftrag, für die Kirchgemeinden eine Liste mit Beratungsstellen zu erarbeiten.

 

Glücklicherweise zeichnete sich im Spätsommer die Zusammenarbeit mit der Kantonalkirche St.Gallen ab. Die Herbst Synode stimmte dem Antrag zur Kooperation zu und der Vertrag zwischen der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen und der Evangelisch-reformierten Landeskirche beider Appenzell wurde Ende Jahr unterzeichnet. Die Evangelisch-reformierte Einzel-, Paar- und Familienberatung St.Gallen besteht seit 1945. Sie ist etabliert und gut verankert. Die Vereinbarung unterstreicht die weiterhin gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Landeskirchen.

 

Persönlichkeitsschutz in der Kirche

Wenn sich Personen im Umfeld der Kirche in ihrer Integrität verletzt fühlen, können sie sich an unabhängige Fachpersonen wenden. Die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St.Gallen trägt dieses Hilfsangebot in Zusammenarbeit mit unserer Landeskirche.

 

Für Erstgespräche und/oder maximal drei bis fünf unentgeltliche Konsultationen stehen die Beraterinnen und Berater der Kontaktgruppe für Persönlichkeitsschutz in der Kirche zur Verfügung.

 

Während vieler Jahre hat Walter Feurer, Heiden die Landeskirche beider Appenzell in der Kontaktgruppe Persönlichkeitsschutz in der Kirche vertreten. Auf Ende 2019 hat er seine Arbeit niedergelegt. Als Theologe, Seelsorger im Spital Heiden, Leiter der Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensberatung BEFL und selbstständiger Psychotherapeut war Walter Feurer ein Glücksfall für unsere Landeskirche, vertraut mit den Aufgaben und Facetten der Arbeit in unserer Kirche. Der Kirchenrat dankt Walter Feurer herzlich für seine Arbeit als fachlich ausgewiesener Berater in der Kontaktgruppe und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft.

Regula Ammann, Kirchenrätin

 

 

 

Kommunikation

Kirchenblatt Magnet

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenrats hat das von der Synode herausgegebene Kirchenblatt Magnet eine wichtige Stellung. Der Magnet steht den Mitgliedern der Landeskirche in gedruckter und elektronischer Form zur Verfügung.

 

Der Kirchenrat hat der einjährigen Verlängerung des Arbeitsverhältnisses mit Redaktor Heinz Mauch über das offizielle Pensionsalter hinaus zugestimmt. Das gibt den gemeinsam verantwortlichen Gremien Zeit, den bevorstehenden Übergang optimal vorzubereiten. Der Kirchenrat wünscht Heinz Mauch weiterhin gutes Gelingen bei seiner Arbeit für das Kirchenblatt.

Regula Ammann, Kirchenrätin

Bildung

Bildung bildet…

Bildung einer ständigen ökumenischen Arbeitsgruppe

In früheren Jahren bildeten sich im Bereich Unterricht themenspezifische ökumenische Arbeitsgruppen. Mit der Bildung der gemeinsamen Mittelschulseelsorge an der Kantonsschule Trogen intensivierte sich die Zusammenarbeit und damit auch die Einsicht, dass die Kirchen Schwierigkeiten im Unterricht gemeinsam angehen und lösen müssen. Zumal in vielen Kirchgemeinden der Religionsunterricht ökumenisch geführt wird.

 

Deshalb haben zu Beginn des Jahres 2019 der Kirchenrat und der Zentralrat des Verbandes der römisch-katholischen Kirchgemeinden Appenzell Ausserrhoden eine ständige ökumenische Arbeitsgruppe im Bereich Religionsunterricht gebildet.

 

Mittelschulseelsorge an der Kantonsschule Trogen
Die ökumenische Arbeitsgruppe hat mit viel Elan und Freude Diskussionen über Formen einer Schulseelsorge und Anforderungen an einen Mittelschulseelsorger geführt. Gleichzeitig begann in der Schulleitung der Kantonsschule Trogen ein Prozess der Bildung eines Betreuungssystems. Die Schulleitung hat unsere Ideen einer Seelsorgestelle an der Kanti mit Interesse aufgenommen und in ihr Betreuungssystem integriert. Vor den Sommerferien dann wurde ein Konzept «Mittelschulseelsorge» erstellt und eine 20%-Stelle ausgeschrieben. Am 1. November trat Werner Murer, Betschwanden GL, die Stelle an.

 

Aus 4 wird 1 – Bildung einer landeskirchenübergreifenden religionspädagogischen Ausbildung

Die Kirchenräte der Evangelisch-reformierten Landeskirchen Graubünden, St.Gallen (zusammen mit der Landeskirche beider Appenzell) und Thurgau beschlossen, Teile der religionspädagogischen Ausbildung zusammenzulegen und gemeinsam diese Aufgabe anzugehen. Start der Kurse wird das Schuljahr 2020/21 sein.

 

Bildung für Kirchenvorsteherschafts-Verantwortliche im Bereich Bildung

Im Herbst fand das jährliche Treffen der Kirchenvorsteherschafts-Verantwortlichen mit dem Ressort Religionsunterricht statt. Die Arbeit in der Bildung wurde in den letzten Jahren komplexer: Es herrscht ein Mangel an Fachlehrpersonen für Religion, Stellenbesetzungen müssen weit im Voraus geplant und Freiwillige müssen betreut werden. Die Einführung des Lehrplans 21 mit dem neuen Fach ERG (Ethik, Religionen und Gemeinschaft) wirft mehr Fragen auf als erwartet.

Regula Gamp, Kirchenrätin

Diakonie

Gemeinsam Sorge tragen und füreinander da sein

«Wir müssen füreinander Sorge tragen und füreinander da sein. Deshalb fragen wir uns bei jeder Entscheidung, die wir treffen, welche Folgen sie für spätere Zeiten hat und ob sie den kommenden Generationen nützt oder schadet.»

Carol Cornelius, Irokese

 

Leiter für die Projektstelle Diakonie-Netz-Appenzell

Das Jahr 2019 war eine Zeit der gelungenen diakonischen Gestaltung. Im Zentrum stand der Aufbau der geplanten Projektstelle Diakonie-Netz-Appenzell für einen dreijährigen Zeitraum.

Zu Beginn des Jahres wurde die Stelle ausgeschrieben. Zu unserer Überraschung stiess das Inserat auf ein reges schweizweites Echo.

Während den zahlreichen Bewerbungsgesprächen zeigten sich mehr und mehr die Vielschichtigkeit der Stellenanforderung, die Komplexität und der hohe Anspruch der Projektstelle.

Nach einer erneuten, intensiven Suche erklärte sich Heinz Mauch zu einer Stellenbewerbung bereit. Als engagiertes Mitglied der Arbeitsgruppe «Umsetzung Diakoniekonzept» kannte er sowohl die Anforderungen als auch die Zielsetzungen des Projektes.

An der Kirchenratssitzung vom 10. September 2019 wählte der Kirchenrat nach dem ordentlichen Verfahren Heinz Mauch, Stein als Leiter der Projektstelle Diakonie-Netz-Appenzell mit Stellenantritt am 1. Januar 2020.

Heinz Mauch, ausgebildeter Sozialdiakon, überzeugt durch seine beruflichen Kenntnisse, Erfahrungen und sein ausgezeichnetes Netzwerk. Er ist für diese anspruchsvolle Stelle, die Initiative und Ideen verlangt, hervorragend geeignet. Wir wünschen ihm viel Mut und viel Durchsetzungskraft für die anspruchsvolle Aufgabe.

 

Bildung Diakoniekommission

Im Zentrum der zweiten Jahreshälfte stand der Aufbau einer Diakoniekommission. Ihre Aufgabe ist es, den Stelleninhaber in seiner Arbeit zu unterstützen. Sie setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Berufsgattungen, Ämter und Kirchgemeinden zusammen.

 

Der Kirchenrat hat Verena Hubmann, Pfarrerin in Teufen, Katharina Knöpfel, Kirchenvorsteherschaft Herisau, Max Eugster, Asylkoordinator Kanton Appenzell Ausserrhoden und Claudia Rufer, Sozialdiakonin in Speicher in die Diakoniekommission gewählt.

 

Wir danken den Mitgliedern der Diakoniekommission für ihre Bereitschaft, dem neugewählten Projektleiter zur Seite zu stehen.

 

Veränderungen nutzen

Die diakonische Aufbauarbeit entwickelt sich in Zusammenarbeit mit dem Diakonienetz, den Ansprechpartnerinnen und -partnern in unseren Kirchgemeinden. Das Diakonienetz bildet die Basis und das Fundament unserer Arbeit.

 

Zielsetzungen:

– Diakonienetz mit Ansprechpersonen in jeder Kirchgemeinde
Unsere diakonische Arbeit soll ein Gesicht, eine Identität erhalten.

– Erstellung einer Web-Plattform
Die diakonischen Tätigkeiten in unserer Landeskirche sollen gefördert und ausgetauscht werden.

– Zwei regionale diakonische Pionierprojekte starten, aus der Praxis für die Praxis
Wir träumen von einer Beteiligungskirche nicht von einer Angebotskirche.

– Freiwillige engagieren sich
Die Öffentlichkeit soll ihre Bedeutung und ihre Leistung anerkennen und sie in ihrer Tätigkeit unterstützen.

Der Kirchenrat ist überzeugt, dass gute Veränderungen möglich sind. Gemeinsam werden wir Brücken bauen über die Hügel unserer inneren und äusseren Rhoden. Seit alter Zeit stehen sie für unsere Topografie: Brücken verbinden uns Menschen über Tobel und Täler, Türme verbinden Erde und Himmel.

 

Diakonie Schweiz

Für die Kirchenratssitzung vom 10. September konnte Prof. Dr. Simon Hofstetter vom Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund gewonnen werden. Er stellte anschaulich die neue Erhebung «Diakonie und Diakonat in den Kantonalkirchen» vor und wies auf den langen Weg, den die Sozialdiakonie in den reformierten Kirchen seit der Nachkriegszeit durchlaufen hatte.

 

Heute hat die Sozialdiakonie einen unabdingbaren Platz in den schweizerischen Kirchgemeinden und gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Iris Bruderer-Oswald, Kirchenrätin

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